Audio-Kolumne: Radio ZuSa, ZuSa-Café am 21.8.2021 von 9-12 Uhr (Kolumne ca. 10.30)
Sinniertes zum Frühstück
Gehälter
Krisen, Krisen, Krisen. So manchmal kann mir beim Lesen der Zeitung das Frühstück im Halse stecken bleiben. Diesmal ist es die Nachricht, dass das UN-Welternährungsprogramm vor einer Verschärfung der Hungerkrise in Myanmar warnt. Passend dazu ein emotionsgeladenes Bild mit kleinen Kindern. Das WFP benötige 73 Millionen Euro für die Versorgung mit Lebensmitteln für das kommende halbe Jahr.
Flüchte vor dem nächsten Bissen in den Sportteil. Der Fußballer Lionel Messi kann nicht mehr für den FC Barcelona spielen. Irgendwas hat da mit der Vertragsverlängerung nicht geklappt. Ich glaub es nicht, wieviel Gehalt der hochverschuldete Klub für Messi hingeblättert hat. In den letzten vier Jahren sollen es sagenhafte 555 Millionen Euro gewesen sein. Unfassbar. Da werden die Manager von VW und allen anderen Großkonzernen bestimmt neidisch. Aber die Vorstellung, dass es nur einen hochdotierten Fußballspieler bräuchte, der mit einem Teil seines Gehaltes in der Lage wäre, in einem ganzen Land für ein halbes Jahr eine Hungerkatastrophe zu verhindern, ist schon krass. Natürlich wären damit keine politischen Probleme gelöst und ein halbes Jahr später bräuchte es bestimmt weitere Spender. Das allein kann also auch nicht die Lösung sein. Vielleicht gerechte Gehälter für alle von denen man anständig leben kann. Ich spüre schon im Hintergrund, wie die Links-Parteien das abnicken. Wie konnte es nur dazu kommen, dass in diesem Fußball-Showgeschäft solch überbordende Summen fließen können, und die Fans damit anscheinend überhaupt kein Problem haben. Es ist wahrscheinlich wie damals im römischen Reich, als Brot und Spiele die Menschen abgelenkt haben, damit sich niemand mit ernsthaften Problemen auseinandersetzt. Wie lange solch eine Vertuschungstaktik funktioniert, ist klar. Wenn die Krise für die Mehrheit der Menschen zu heftig wird, nützt auch kein Fußball mehr.
Nun wechselt ja dieser Messi ja nach Paris und muss mit einem weitaus geringeren Gehalt auskommen. Der Ärmste muss sich zurückhalten mit nur noch 40 Millionen im Jahr. Der Verein musste ja gerade erst 118 Millionen Ablöse für einen anderen Spieler ausgeben. Zum Glück ist der Besitzer von Paris Saint Germain die Investorengruppe Quatar Sport Investments – das Geld der Öl-Scheichs für Ablenkung scheint im Überfluss vorhanden zu sein.
Nun gut, wenn ich nur einen Tage für diesen Stundenlohn arbeiten würde, dann reicht das schon dicke für ein ganzes Jahr. Na ja – ich kann mir zum Glück auch so noch ein Frühstück leisten. Träumen kann man ja mal. Oder bräuchte es doch mehr Engagement für Gerechtigkeit?